Krippitz (Oberschlesien)

 Datei:Schlesien RegBez Oppeln 1905.png – WikipediaLocation of Krzepice in Poland Krippitz (auch Kschepitz) - seit der 3.Teilung Polens preußisch, ab 1815 zu russ. Kongress-Polen gehörig - ist das polnische. Krzepice mit derzeit ca. 4.500 Einwohnern; es liegt ca. 35 Kilometer östlich von Kreuzburg/Kluczbork und nordwestlich von Tschenstochau/Czenstochau (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei und Kartenskizze 'Polen' mit Krzepice rot markiert, P.S. 2004, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0).

 

In den Jahrzehnten um die Mitte des 19.Jahrhunderts machte der jüdische Bevölkerungsanteil etwa 50% der Gesamteinwohnerschaft aus.

In Krippitz gab es ab ca. 1700 einen nennenswerten jüdischen Bevölkerungsteil. Die hier lebenden Familien, die überwiegend als Handwerker tätig waren, trugen zur Verbesserung der schlechten wirtschaftlichen Lage in der Kleinstadt bei, die nach dem großen Stadtbrand von 1656 eingetreten war.

Um 1730 soll die erste Synagoge errichtet worden sein. Ein im Stile des Klassizismus erbautes jüdisches Gotteshaus entstand um 1820 (am Ufer eines Flüsschens), dessen Ruine noch heute vorhanden ist.

 

Ruine der Synagoge (Aufn. Małgorzata Płoszaj, 2007, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 2.5)

Krzepice synagoga (1).jpg Über dem ehemaligen Eingang befindet sich ein Steinrelief mit einem stilisierten Davidstern und der Inschrift: „Oh wie heilig ist diese Stätte. Keine andere, aber das Haus Gottes und Pforte des Himmels.“ (Aufn. Małgorzata Płoszaj, 2007)

Auf dem alten jüdischen Begräbnisgelände unweit der Synagoge – dieses soll um 1700 angelegt worden sein - stehen heute noch 300 Grabmale; das älteste stammt aus dem Jahre 1740. Einzigartig sind hier die noch vorhandenen aus Metall gefertigten Grabmale.

Juden in Krippitz (Kschepitz):

--- um 1720 ........................     4 jüdische Familien,

--- um 1765 .................... ca.   120 Juden,

--- 1808 ...........................   322   “  (ca. 21% d. Bevölk.),

--- 1847 ........................... 1.054   “  (ca. 48% d. Bevölk.),

--- 1860 ........................... 1.069   “  ,

--- 1875 ........................... 1.057   “  (ca. 49% d. Bevölk.),

--- 1909 ........................... 1.700   “  (ca. 42% d. Bevölk.),

--- 1921 ........................... 1.772   “  ,

--- 1940 ....................... ca. 1.800   "  .
Angaben aus: Krzepice, in: sztetl.org.pl

 

Ab Mitte des 18.Jahrhunderts siedelten sich immer mehr jüdische Familien an, die hier einen separaten Stadtteil erhielten; etwa ein Jahrhundert später war jeder zweite Einwohner mosaischen Glaubens; 1857 zählte man hier ca. 1.050 jüdische Einwohner.

Im frühen 20.Jahrhundert organisierten sich in der Kleinstadt mehrere zionistische Gruppen/Bünde.

Krzepice wurde im Sept. 1939 von deutschen Truppen besetzt und als Krippitz O.S. dem Landkreis Blachstädt angeschlossen. Mit der Deportation ihrer Bewohner nach Auschwitz im Sommer 1942 – damals hatten etwa 1.800 Juden ghettoartig im Ort gelebt - endete die Geschichte der jüdischen Gemeinde.

 

Vom jüdischen Friedhof haben sich etwa 400 aus Metall gefertigte Grabtafeln erhalten, die in dieser Massierung in Europa wohl nur sehr selten anzutreffen sind. Der großflächige Friedhof (fast 14.000 m²) mit seinen heute noch ca. 670 sichtbaren Gräbern ist ein geschütztes Kulturdenkmal.

D7K 0882.jpg  

Eiserne Grabtafeln (Aufn. Amidar, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 pl)

D7K 0905.jpg D7K 0885.jpg

steinernes und eisernes altes Grabmal (Aufn. Amidar, 2014, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

 

 

Weitere Informationen:

The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust (Vol. 2), New York University Press, Washington Square, New York 2001, Vol. 2, S. 685/686

Krzepice, in: kirkuty.xip.pl

Krzepice, in: sztetl.org.pl

Beata Pomykalska/Pawel Pomykalski, Auf den Spuren der Juden Oberschlesiens, Hrg. Haus der Erinnerung an die Juden Oberschlesiens – Zweigstelle des Museums in Gleiwitz, Gliwice 2019